Tamron 90mm F/2.8 Di III MACRO VXD - Test

Das Tamron 90mm F/2.8 Di III MACRO VXD stellt eine aktualisierte Version der beliebten und preiswerten 90mm Makro-Objektive dar. Es ist derzeit für Sony E-Mount und Nikon Z-Mount Kameras erhältlich und hat eine unverbindliche Preisempfehlung (UVP) von 699,00 €. Das Objektiv besteht aus hochwertigem Kunststoff, der Fokusring ist gummiert. Mit einem Gewicht von 630g (640g für Nikon-Z) und einer Länge von 126,5mm (ohne Streulichtblende) sowie einem Durchmesser von 79,2mm ist das Vollformat-Objektiv durchschnittlich groß für ein Makroobjektiv.



Ausstattung und Verarbeitung

Tamron hat das Objektiv mit einem frei belegbaren Knopf und einem Fokus-Limiter ausgestattet, der den Autofokus beim Finden des Motivs unterstützt. Der Fokusbereich kann begrenzt werden, sodass der Autofokus nicht den gesamten Suchbereich absuchen muss, der bei Makroobjektiven oft sehr groß ist. Der Filterdurchmesser beträgt Tamron typische 67mm. Die ebenfalls aus Kunststoff gefertigte Streulichtblende lässt sich leicht anbringen und verfügt über eine Schiebeabdeckung, um den Zugang zu Filtern zu erleichtern.

Ein weiteres praktisches Feature ist der USB-C Anschluss am Objektivkorpus, über den Firmware-Updates durchgeführt und sämtliche Funktionen des Objektivs angepasst werden können. Beispielsweise lassen sich die Drehrichtung und die Sensibilität des Fokusrings einstellen. Der Zusatzknopf neben dem Fokuslimiter kann zum AF-MF-Switch umprogrammiert werden.


Das Tamron 90mm F/2.8 Di III MACRO VXD wurde an einer 33 MP Sony A7 IV getestet.

Schärfe und Bildqualität

Das Objektiv liefert sowohl im Makro-Nahbereich als auch im Normal-Bereich sehr gute Ergebnisse. Die Bildmitte ist stets klar und scharf, selbst in den Rändern, und das schon bei Offenblende. Im Normal-Fokus-Bereich rendert die Optik am besten zwischen Blende f/5.6 und f/11, während sie im Makrobereich zwischen Blende f/5.6 und f/8 am schärfsten ist. Danach werden die Auswirkungen der Diffraktion sichtbar, wodurch das Bild verwaschen wirkt. Vignettierung ist bei Offenblende deutlich sichtbar, kann jedoch in der Kamera oder Software gut korrigiert werden. Chromatische Aberrationen sind nicht aufgefallen.

90mm

  • f/2.8: Sehr gute Schärfe und Kontrast in der Bildmitte, starke Vignettierung, kaum chromatische Aberrationen.

  • f/4: Sehr gute Schärfe und Kontrast in der Bildmitte und in den Rändern, deutlich weniger Vignettierung.

  • f/5.6: Leichte Verbesserung zu Blende f/4, Vignettierung weiter abnehmend.

  • f/8: Kein Unterschied zu Blende f/5.6.

  • f/11: Kontrast und Schärfe in der Bildmitte gleichbleibend, in den Rändern erkennbar schwächer.

  • f/16: Bild wirkt verwaschen (Diffraktion), Schärfe und Kontrast aber noch brauchbar.

90mm Nahbereich

  • f/2.8: Sehr gute Schärfe und Kontrast in der Bildmitte, Vignettierung kaum wahrnehmbar.

  • f/4: Kaum Verbesserung zu Blende 2.8.

  • f/5.6: Leichte Verbesserung zu Blende 4.

  • f/8: Kein Unterschied zu Blende 5.6.

  • f/11: Kontrast und Schärfe in der Bildmitte abnehmend, in den Rändern deutlich schwächer.

  • f/16: Bild wirkt verwaschen (Diffraktion), Schärfe und Kontrast aber noch brauchbar.


Verzeichnung

Das Tamron 90mm F/2.8 Di III MACRO VXD ist überraschend verzerrungsfrei. Verzeichnungen werden heutzutage oft als Kompromiss in Kauf genommen, um Objektive kompakt und leistungsstark zu gestalten. Das Tamron verzeichnet praktisch gar nicht, nur in den äußersten Ecken kann eine leichte Krümmung wahrgenommen werden, die leicht korrigiert werden kann.


Sonnenstern und Gegenlicht

Makroobjektive werden selten wegen ihrer Sonnensterne gekauft, dennoch kann das Tamron ab Blende f/8 brauchbare Sterne erzeugen. Diese wirken jedoch nicht besonders schön, da sie unscharf oder verwaschen erscheinen.

Gegenlicht stellt für das Objektiv kein großes Problem dar. Tamron hat bei den Beschichtungen der optischen Elemente ganze Arbeit geleistet. Lensflares und Ghosting treten zwar auf, sind jedoch gut unter Kontroller und stören in der Praxis, gerade im Makrobereich, nicht.


Bokeh

Ein weichgezeichneter Hintergrund wertet Makroaufnahmen entschieden auf. Das Tamron rendert den Hintergrund angenehm weich und erzeugt eine schöne Tiefenwirkung. Das Bokeh ist insgesamt gefällig, nur am Bildrand lassen sich deutliche Katzenaugen (elliptische statt kreisförmige Bokeh-Kreise) ausmachen. Wen das nicht stört kann das Objektiv also getrost nicht nur für Makro- oder Detailaufnahmen, sondern auch für gelegentliche Portraits verwenden.


Naheinstellgrenze

Mit einer Naheinstellgrenze von 23 cm verfügt das Tamron 90mm Makro über den klassischen 1:1 Abbildungsmaßstab eines Makroobjektivs. Das fotografierte Objekt wird in seiner tatsächlichen Größe auf dem Bildsensor abgebildet. Der Abstand zwischen der Frontlinse des Objektivs und dem fokussierten Objekt ist ausreichend, jedoch sollte die Gegenlichtblende abgenommen werden, da sie zu groß für den Mindestabstand ist und das Umgebungslicht abblocken kann.


Fazit

Das Tamron 90mm F/2.8 Di III MACRO VXD ist ein hervorragendes und preiswertes Makroobjektiv. Die optische Konstruktion ist gelungen, die Bildschärfe hervorragend und das Bokeh gefällig. Optische Mängel lassen sich gut korrigieren. Der Autofokus arbeitet zuverlässig und flott, der Fokuslimiter sollte jedoch verwendet werden. Die Wechsel zwischen Nahbereich und Normalbereich fallen dem Autofokus manchmal etwas schwerer. Insgesamt ist das Objektiv eine ausgezeichnete Wahl für Makroaufnahmen und macht zudem viel Spaß. Lediglich eine kleinere Streulichtblende wäre wünschenswert gewesen.

In meinem Blog habe ich bereits einen Erfahrungsbericht zu dem Objektiv geschrieben, schau also gerne auch mal dort vorbei.


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