Tamron 50-400mm F/4.5-6.3 Di III VC VXD (Sony E-Mount) - Test

Das Tamron 50-400mm F/4.5-6.3 DI III VC VXD ist derzeit für Sony E-Mount und Nikon Z-Mount für 1.399,00 € (UVP) erhältlich. Dieses Ultra-Telezoomobjektiv umfasst einen vielseitigen Brennweitenbereich von 50mm bis 400mm, statt den sonst üblichen 100mm – 400mm. Das schafft eine enorme Flexibilität und ist daher besonders interessant für Landschaftsfotografen, aber auch für Sport- oder Wildlife-Fotografen.

Das Tamron 50-400mm ist aus hochwertigem Kunststoff gefertigt, der Zoom- und Fokusring sind gummiert. Das spart ordentlich Gewicht. Mit 1.155g ist es zwar immer noch kein Leichtgewicht, dennoch kann man in der Praxis gut damit umgehen und ermüdet nicht all zu schnell. Insgesamt fühlt es sich sehr wertig an. Mit einer Länge von 18,3 cm (ohne Streulichtblende) ist das Objektiv ziemlich kompakt, wächst aber beim zoomen auf bis zu 25,5 cm an. Dennoch, in seiner Klasse, ist es eines der kompaktesten Objektive. Ebenfalls sehr kompakt ist die Frontfiltergröße von 67mm, wie sie bei nahezu allen gängigen Tamron Objektiven vorzufinden ist. Zudem ist das Tamron-Tele Wettergeschützt und verfügt über eine kleine Gummidichtung am Bajonett. Dem Wetterschutz tut auch der USB-C Anschluss am Gehäuse keinen Abriss, diese “Schwachstelle” hat man bei Smartphones schon seit Jahren überwunden.

Das Objektiv wurde mit einem sehr gut funktionierenden Bildstabilisator ausgestattet, der die meisten Schwingungen im Telebereich gut ausgleicht. Dieser lässt sich über einen dedizierten Schalter am Objektivgehäuse aktivieren oder deaktivieren. Der Bildstabilisator („VC“) kann in zwei verschiedenen Modi verwendet werden. Mode 1 ist für die allgemeine Verwendung gedacht und wird wahrscheinlich am häufigsten genutzt. Mode 2 ist für Mitzieher gedacht und gleicht nur Bewegungen in einer Richtung aus.

Über den Custom Schalter können bis zu drei weitere Funktionen, wie beispielsweise ein Fokuslimiter, über die Tamron Lens Utility Software eingestellt werden. Dafür muss das Objektiv nur über den integrierten USB-C Anschluss mit dem Handy oder Computer verbunden werden. Sehr praktisch! Ansonsten ist auf dem Gehäuse noch ein Knopf verbaut, der beispielsweise als AF/MF switch, oder Fokus-Hold-Button registriert werden kann. Auf der rechten Seite befindet sich ein Zoom-Lock-Schalter, der das Objektiv sicher in eingefahrener Stellung in Position hält, denn der Tubus kann sich unter umständen ansonsten ungewollt ausfahren. Leider greift der Schalter nur bei 50mm, was ihn nur zu einer Art Transportsicherung degradiert. Schade.

Tamron spendiert dem 50-400er noch eine Streulichtblende aus Kunststoff, die aber aufgrund der verhältnismäßig „weitwinkligen“ Brennweite von 50mm im unteren Brennweitenbereich recht kompakt ausfällt. Das ist mir persönlich sogar recht angenehm, das hält die Ausmaße im Rahmen. Eine Stativschelle legt Tamron leider nicht bei, diese muss separat erworben werden. Für ein solch ein Ultra-Telezoom wäre das aber eigentlich Pflicht.

Der Autofokus arbeitet leise, schnell und treffsicher und ist für die meisten Szenarien absolut ausreichend. Den Erwartungen bei Verwendung im Profibereich, gerade bei der Sport- und Wildlifefotografie ist er aber nicht immer ganz gewachsen. Dennoch, besonders mit einem Auge auf den Preis, liefert er eine sehr gute Performance.


Das Tamron 50-400mm F/4.5-6.3 Di III VC VXD wurde an einer 33 MP Sony a7 IV getestet.

Schärfe und Bildqualität

Bei der Schärfe liefert das Tamron 50-400mm F/4.5-6.3 Di III VC VXD gute Ergebnisse ab. Das Objektiv weist in der Bildmitte stets eine gute, aber nicht ganz perfekte schärfe auf, in den Rändern lässt es für gewöhnlich etwas nach, was aber auch zu erwarten ist. Am schärfsten ist die Linse zwischen f/7.1 und f/11. Ab Blende 14 werden Auswirkungen der Diffraktion sichtbar (Bild wirkt „verwaschen“), halten sich aber überraschenderweise in Grenzen.

Eine Vignettierung tritt besonders stark bei offener Blende auf, kann aber in der Kamera oder in Software gut korrigiert werden.

Farbsäume (Chromatische Aberrationen) sind kaum bis gar nicht sichtbar.

50mm

  • f/4.5: Gute Schärfe und Kontrast sowohl in der Bildmitte, als auch in den Rändern, starke Vignettierung. Keine Chromatische Aberrationen.

  • f/8: Sehr gute Schärfe und Kontrast in der Bildmitte, kaum unterschied im Randbereich. Weniger Vignettierung, aber immer noch deutlich.

  • f/11: Bildränder etwas schärfer, Vignettierung weiter abnehmend.

  • f/22: Weniger Schärfe und Kontrast über das gesamte Bild hinweg, Insgesamt wirkt das Bild leicht verwaschen, aber immer noch akzeptable Performance.


100mm

  • f/5.6: Gute Schärfe und Kontrast in der Bildmitte, Ränder etwas weniger scharf. Starke Vignettierung, keine Chromatische Aberrationen.

  • f/8: Sehr gute Schärfe und Kontrast in der Bildmitte, Ränder etwas weniger scharf, dafür deutlich heller.

  • f/11: leichte Verbesserung zu f/8.

  • f/22: Weniger Schärfe und Kontrast über das gesamte Bild hinweg, insgesamt wirkt das Bild leicht verwaschen, aber immer noch akzeptable Performance.


200mm

  • f/6.3: Gute Schärfe und Kontrast in der Bildmitte, Ränder etwas weniger scharf. Deutliche Vignettierung, keine Chromatische Aberrationen.

  • f/8: Sehr gute Schärfe und Kontrast in der Bildmitte, Ränder etwas weniger scharf, dafür deutlich heller.

  • f/11: leichte Verbesserung zu f/8, wenig Vignettierung.

  • f/22: Weniger Schärfe und Kontrast über das gesamte Bild hinweg, insgesamt wirkt das Bild leicht verwaschen, aber immer noch akzeptable Performance.


400mm

Leider konnte hier nicht der gesamte Testchart aufgrund räumlicher Begrenzungen abgebildet werden.

  • f/6.3: Sehr gute Schärfe und Kontrast in der Bildmitte, Ränder etwas weniger scharf. Deutliche Vignettierung, kaum Chromatische Aberrationen.

  • f/8: Sehr gute Schärfe und Kontrast in der Bildmitte, Ränder etwas weniger scharf, dafür deutlich heller.

  • f/11: Schärfe und Kontrast etwas abnehmend, dafür wenig Vignettierung.

  • f/22: Weniger Schärfe und Kontrast über das gesamte Bild hinweg, insgesamt wirkt das Bild leicht verwaschen, aber immer noch akzeptable Performance.


Verzeichnung

Bei Teleobjektiven ist Verzeichnung normalerweise kein großes Problem, da das Tamron 50-400mm aber einen so großen Brennweitenbereich abdeckt, kann man am oberen ende des Brennweitenbereichs doch eine klare Verzerrung ausmachen. Man sollte also in Betracht ziehen entweder die In-Kamera-Korrektur, oder bei RAW-Aufnahmen die Profilkorrektur im Bildbearbeitungsprogramm zu aktivieren.

  • 50mm: schache, konkave Verkrümmung

  • 100mm: deutliche, konkave Verkrümmung

  • 200mm: starke, konkave Verkrümmung

  • 400mm: starke, konkave Verkrümmung


Naheinstellgrenze

Mit einer Naheinstellgrenze von nur 25cm bei 50mm Brennweite, lassen sich mit dem Objektiv auch sehr gut Nahaufnahmen erstellen. Das Tamron meistert einen Beeindruckenden maximalen Abbildungsmaßstab von 1:2! Das ist zwar noch nicht ganz auf Makro-Niveau (1:1), aber für die gelegentliche Nahaufnahme allemal gut geeignet. Einen Nachteil gibt es dann aber doch: Da das Objektiv an sich schon gut 18 cm misst, bleiben zur Naheinstellgrenze nur ca. 7 cm Luft. Die Streulichtblende ist dann oft im Weg und blockt viel Umgebungslicht ab, oder wirft ungewollte Schatten. Die sollte man bei Nahaufnahmen also besser abnehmen.



RAW, f/18

Sonnenstern und Gegenlicht

Wer seine Landschaftsaufnahmen mit hübschen Sonnensternen veredeln möchte, der wird mit diesem Objektiv leider nicht ganz glücklich. Zwar lassen sich ab Blende f/14 in einigen Szenarien gute Sonnensterne erzeugen, aber selbst bei Blende f/22 wirken diese eher weich und etwas verwaschen. Das war für mich aber ehrlich gesagt keine große Überraschung und ist bei einem Superzoom wie diesem schon fast zu erwarten.

Bei direktem Gegenlicht treten auch einige Lensflares auf, sind aber ganz gut unter Kontrolle zu kriegen und daher meist auch kein großes Problem.


Bokeh

Bei der Tiefenunschärfe können Telezoomobjektive so richtig punkten, vor allem wenn man nahe genug an seinem Motiv dran ist. Klar, eine Blende von 4.5 – 6.3 lässt keine Wunder erwarten, jedoch bei 400mm bekommt man dann doch ordentlich Bildtiefe geliefert. Auch das Tamron schafft es, wie seine Tele-Kollegen, den Hintergrund recht drastisch zu verwaschen und auszublenden. Optisch wirkt die Tiefenunschärfe dabei aber leider nicht immer ganz ruhig und aufgeräumt. Das könnte besser sein, aber auch schlechter.

Das Bokeh ist damit nicht perfekt, aber in den meisten Szenarien ganz in Ordnung. Insgesamt betrachtet, kann man dem Objektiv eine gute, durchschnittliche Performance anerkennen. Für Wildlife und Sportfotografie ist die Hintergrundqualität in Ordnung, für Portraits würde ich aber andere Linsen bevorzugen.


Fazit

Das Tamron 50-400mm F/4.5-6.3 Di III VC VXD ist ein praktischer und vielseitiger Begleiter für Landschafts-, Natur-, Sport-, oder Wildlifefotografie. Die Ausmaße sind verhältnismäßig kompakt und das Gewicht lässt sich gut handeln. Für Landschaftsfotografen ist dieses Objektiv besonders Interessant, da man dank der 50mm im unteren Brennweitenbereich nicht ständig zwischen seinem Standart- und Telezoom wechseln muss. Auch die Schärfe ist für Landschaftsfotografie ausreichend, kann aber mit den goldenen dreien (16-35, 24-70, 70-200) nicht ganz mithalten.

Für die Tierfotografie sehe ich die Verwendung eher an einer APSC Kamera, hauptsächlich, da die 400mm bei Wildtieren oft nicht ganz ausreichen. Den gelegentlichen Schnappschuss eines neugierigen Eichhörnchens ist man damit zwar gewachsen, bei sehr scheuen Tieren wie Feldhasen oder Rehen, hat man aber eher keine guten Chancen.

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