Königin trifft Kaiserin

Am Wochenende des 16. Augusts begab ich mich wieder einmal auf Dampflok-Jagd. Zwar war das heiße und trockene Sommerwetter nicht besonders einladend, jedoch juckte es mich wieder arg in den Fingern die alten Rösser abzulichten und vor allem den Sound dieser stählernen Giganten erleben zu können. Zudem bot sich an diesem Wochenende vermutlich zum letzten Mal für eine längere Zeit die Gelegenheit, die bayerische S 3/6 des bayerischen Eisenbahnmuseums in Aktion zu erleben. Dann läuft nämlich die Betriebserlaubnis aus und es stehen einige umfangreiche Reparaturarbeiten an.

 

Kurzwissen zur S 3/6:

Die S 3/6 3673 des bayerischen Eisenbahnmuseums wurde 1918 von J.A.Maffei für die Königlich Bayerische Staatseisenbahn gebaut und war für die damalige Zeit ein echter technologischer Meilenstein. Die Lok wird durch drei Treibachsen mit ihren 1,87m großen Rädern von einem ca. 1768 PS starkem Vierzylinder-Verbundtriebwerk auf bis zu 120 km/h beschleunigt und das mit einer äußerst effizienten Dampfnutzung. Das machte sie perfekt für den Einsatz auf Steigungsreichen Strecken. Durch ihre - für die damalige Zeit - imposante Größe und dem Edel wirkenden Erscheinungsbild, welches sie vor Allem dem spitz zulaufenden Kessel sowie Führerhaus und der hohen Treibräder zu verdanken hat, kam die Lok sehr schnell zu ihrem heutigen Titel „Königin der Schiene“.

 


Am Samstag beförderte die S 3/6 ihren letzten Sonderzug von Nördlingen in den Bahnpark Augsburg. Dort traf sie auf die österreichische Lok 415 der Österreichischen Südbahn, welche einst den Hofzug der Kaiserin Sisi durch die Lande ziehen durfte. Diese Lok ist selbst nicht mehr betriebsfähig, wurde aber anlässlich dieses besonderen Events aus dem Lokschuppen geholt.

Auf der Hinfahrt wollten wir den Sonderzug bei der Ausfahrt aus Donauwörth an der Donaubrücke abpassen, leider jedoch war dieser Spot zu dicht bewachsen und damit für ein Foto ungeeignet. Da war die Ansicht auf Google Maps etwas vielversprechender. Deswegen sollte man sich fremde Spots vorher in Ruhe anschauen. Mangels Zeit und Alternativen fingen wir den Zug einige hundert Meter weiter neben dem Bahndamm ab. Das Resultat würde ich zwar eher nur als ausreichend bezeichnen, hinsichtlich der örtlichen Begebenheiten konnte ich aber noch das Beste daraus heraushohlen. Für mich zum Trost befand sich der Sonderzug noch in seiner Beschleunigungsphase, sodass eine gewisse Action, vor Allem akustischer Natur, geboten wurde.

Als die S 3/6 dann an uns vorbeigezogen war, machten wir uns auf den Weg in den Bahnpark. Dort hatten wir die Gelegenheit das Schmuckstück aus der Nähe zu betrachten. Da ich im Bahnpark nicht besonders auffallen wollte, entschied ich mich meine große Sony mitsamt dem Sigma 24-70er im Auto zu lassen und auf meine unscheinbare Fuji X-T5, dem 16-50er und dem Viltrox 56er 1.7 zu setzen. Das hätte ich mir im Nachhinein wohl auch sparen können, denn vor Ort fand eine Art Krieg der Kamera-Giganten statt. Wer die Größte hat, darf zuerst knipsen, oder so…. Dieses Muster zog sich genau so durch den ganzen Abend. Als kleiner Fuji-User habe ich mich dann eben brav hinten angestellt und konnte trotzdem einige gelungene Aufnahmen erlangen. Während ich dann auf meine Fotochancen gewartet habe, durfte ich einigen Vollblut-Eisenbahnern beim Fachsimpeln lauschen und musste feststellen, dass ich eigentlich kaum eine Ahnung von der Thematik habe. In die Reihe der Trainspotter oder Eisenbahnfans kann ich mich wohl nicht einreihen, was aber auch nicht schlimm ist.

Fujifilm X-T5 - Fujinon XF 16-50mm F2.8-4.8 R LM WR

ISO 500 - F/2.8 - 1/250 Sek. - 16mm

Das Highlight an diesem Abend war aber das Zusammentreffen der Königin und der Kaiserin auf der Drehscheibe bzw. am Ringlokschuppen des Bahnparks. Zuerst durfte die S 3/6 auf der Drehscheibe ein paar Runden drehen, bevor sie sich zur Kaiserin gesellte. Der Ansturm aller Hobbyfotografen und Eisenbahnbegeisterten zu dieser Szenerie war wirklich beeindruckend. Die meisten verhielten sich tatsächlich recht rücksichtsvoll, doch einige würden wohl für den perfekten Aufnahmewinkel morden. Da hätte ich mir mehr gegenseiteigen Respekt unter den Fotografen gewünscht. Ich verstehe auch nicht, weshalb man für solch eine Aufnahme sein Stativ auspacken muss und damit den ganzen Betrieb ausbremst. Fotos dieser Art können doch ganz leicht aus der Hand aufgenommen werden. Aber sei’s Drumm, am Ende hat jeder noch sein Bild bekommen.

Bevor der Zug wieder seine Heimreise antrat, machten wir uns rechtzeitig auf den Weg, um ihn noch bei der alten Eisenbrücke in Donauwörth abfangen zu können. Diese Gelegenheit bietet sich nicht oft, denn die Strecke wird leider nur selten von Dampfzügen befahren. Vor Ort machten wir uns zwar etwas sorgen um ein Gewitter, das zog aber glücklicherweise an uns vorbei. Nach einer etwas längeren Wartezeit erreichte uns der Zug schließlich um ca. 20:10 Uhr und bescherte uns eine großartige Aufnahme.

Sony A7 IV - Sigma 24-70mm F2.8 DG DN II Art

ISO 3200 - F/4 - 1/1250 Sek. - 42mm

Das war dann auch die letzte Aufnahme von dieser schönen, einzigartigen Maschine. Denn damit verabschiedet sich die S 3/6 in ihre wohlverdiente, große Pause. Ich bin froh, dass ich in diesem Jahr noch einige gelungene Bilder von ihr Machen konnte. Zwar hätte ich sie gerne noch im zauberhaften Winter in Aktion erlebt, diese Gelegenheit habe ich aber leider verpasst. Hoffentlich dürfen wir sie in einigen Jahren wieder frisch aufgearbeitet in Aktion erleben…


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