Inspirationslos im Wald
Ihr kennt das sicher: Die Kamera liegt schon eine Weile Schrank und nun beschließt ihr endlich mal wieder nach draußen auf Fotojagd zu gehen. Doch ihr wisst nicht so recht, was ihr fotografieren sollt. Es ist Mitte August und es herrscht ein Wechsel aus Sonne und Wolken, mitunter ein wenig Regen. Eigentlich ein ganz angenehmes Wetter um rauszugehen. Einerseits brennt einem die Sonne nicht die letzten Schuppen von der Haut und andererseits muss man keine Angst haben klitsch nass zu werden und sich anschließend eine Erkältung einzufangen. Doch ich mag diese bewölkten und regnerischen Tage gerne zum Fotografieren. Das Licht ist schön weich und gleichmäßig und die Stimmung in der Natur passt hervorragend zu dem eher dunklen und „moody“ Bildstil den ich anstrebe.
Es ist ein gewöhnlicher Samstagmorgen, ich liege um etwa halb sieben im Bett und kann nicht mehr schlafen. Biorhythmus. Da ich mir schon länger vorgenommen habe endlich mal wieder rauszugehen um zu fotografieren, entschied ich mich dazu nun doch aufzustehen, meine Sachen zu packen und in einen nahegelegenen Wald zu fahren. Der Tag ließ wechselhaftes Wetter erwarten, doch das sollte mich nicht weiter stören. Am Wald angekommen, wechselte das Wetter dann langsam vom morgendlichen Sonnenschein zu einem leicht bewölkten Himmel.
Nach ein paar Metern Fußweg änderte sich dann der Untergrund von Teer auf frisch gekiesten Forstweg. Einer der schlechtesten Wege, wenn es darum geht stimmige Aufnahmen im Wald zu machen. Doch sei es drum, dieser Waldabschnitt bot sowieso, bis auf eine kleine Ausnahme vielleicht, keine Interessanten Fotospots. Nach einer Weile jedoch, stieß ich auf ein Stück Nadelwald, bei dem der Boden schön mit Moos überzogen war. Auf einer kleinen Lichtung lagen einige Äste und etwas Baumrinde. Ein theoretisch guter Spot für Makroaufnahmen.
Fujifilm X-T4 + Fujinon XF 10-24mm F4 R OIS
ISO 1250 / 15mm / f 7.1 / 1/30 Sek.
Ich beschloss mir diesen Ort etwas näher anzusehen, doch leider fand ich nichts, was meine Aufmerksamkeit erregen sollte. Für einige interessante Pilze beispielsweise, war es noch zu früh. Ich musste als kreativ werden, denn ich wollte hier unbedingt einige Fotos machen, um wenigstens mit einem guten wieder nach Hause zu kommen. Da ich zunächst kein ansprechendes Motiv gefunden habe, griff ich darauf zurück, was ich eh schon mit mir herumtrug. So nahm ich ein Objektiv aus dem Rucksack und versuchte es irgendwie einigermaßen stimmig zu platzieren. “Produktfotografie in freier Wildbahn” dachte ich mir.
Canon 5D IV + Tamron SP 90mm f/2.8 DI VC USD macro
ISO 500, f/2.8, 1/80 Sek.
Als ich dann ein paar Fotos gemacht habe und mir langsam die Ideen ausgingen, bemerkte ich neben mir ein Fleckchen Moos, das sich von dem restlichen unterschied. Es waren aufstehende, lange, dicke Fasern in einem deutlich dunkleren Grünton. Toll, dachte ich, endlich eine Gelegenheit für eine Makroaufnahme! Die Kamera auf den Boden gelegt, begann ich vorsichtig am Fokusring zu drehen. Mein Ziel war es eine Komposition zu finden, in dem ein oder zwei dieser Moosfasern im Fokus standen, während Vorder- und Hintergrund sich komplett in Unschärfe auflösen. Nach ein wenig herumprobieren ist mir das auch einigermaßen gelungen, denke ich.
Mit dieser Ausbeute machte ich mich dann auch schon wieder auf den Heimweg, denn besser würde es heute wohl kaum werden. Zu Hause angekommen, verstaute ich erstmal die Fotoausrüstung wieder im Schrank und begann die Bilder auf den Computer zu übertragen. Mit einer frischen Tasse Kaffee und etwas Musik, begann ich dann nach und nach die Fotos zu bearbeiten…
Canon 5D IV + Tamron SP 90mm f/2.8 DI VC USD macro
ISO 2000, f/4.0, 1/80 Sek.