Tamron SP 90mm f2.8 DI VC USD Macro Test / Erfahrungsbericht

Nachdem ich mich im frühen Herbst 2019 dazu entschied der Makrofotografie etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken, war schnell klar, dass ich mit meinem Standartzoomobjektiv schnell an meine Grenzen stieß. Zwar ließen sich mit dem Sigma 24-70mm f2.8 DG OS HSM Art prima Detailaufnahmen von Gegenständen in etwa der Größe einer Tasse herstellen, doch das sollte nicht für die heimische Wald und Wiesen Makrofotografie reichen. Schnell war der Gedanke gefasst: es muss ein Makroobjektiv her. Doch welches?

 

Es galt ein Objektiv zu finden das sich mit der mittlerweile etwas betagteren aber dennoch State of the Art Linse Canon EF 100mm f2.8 L Macro IS USM messen konnte. Die Referenz selbst kam vorerst nicht infrage, da diese gebraucht kaum unter 900,00 € zu haben war. So stellte ich diverse Nachforschungen an und blieb schließlich beim Tamron SP 90mm f2.8 DI VC USD Macro hängen.

Zwar konnte mich diese Linse nicht gleich, unter anderem aufgrund der fehlenden 10mm Brennweite überzeugen, doch nach dem ich mir einige Testberichte zugute geführt habe, fühlte ich mich sicher genug das Risiko einzugehen und den Kauf zu wagen. Für nur 539,00 € Neupreis, gelistet bei einem kleinen Online-Versandhaus dessen Gründer mit absoluter Sicherheit ein klassischer Film- und Fernsehbösewicht ist, konnte man schließlich nicht viel falsch machen.

Schaut man sich die technischen Daten im Vergleich an wird man feststellen, dass das Tamron dem Canon doch recht ähnlich ist.

Nur wenig später erreichte mich in einer überdimensionierten Umverpackung, die mit einem netten lächeln bedruckt war, das Objekt der Begierde. Beim öffnen der weißen Tamron Verpackung, musste ich leider die erste kleine Enttäuschung feststellen. Das Objektiv wurde in keinem Objektivköcher geliefert, wie man es beispielsweise von Sigma gewohnt ist. Solch einer findet zwar im praktischen Einsatz meist keine Anwendung, jedoch als zusätzlicher Schutz vor übereifrigen Mitarbeitern im Versandhandel keine schlechte Idee.

 

Doch diese Enttäuschung legte sich schnell beim ersten in die Hand nehmen. Das Objektiv fühlt sich hochwertig an und ist größtenteils aus Metall gefertigt, im Gegensatz zur Canon Referenz, die aus Kunststoff besteht. Der Fokusring aus Gummi ist von angenehmer Größe und lässt sich leicht bewegen. Die Streulichtblende ist aus hochwertigem Kunststoff gefertigt und lässt sich widerstandsfrei anbringen. Da das Objektiv von Staub und Spritzwasser geschützt ist, findet sich auch am Bajonett eine Gummidichtung wieder. Alles in allem also ein guter Ersteindruck.

 

Autofokus / Manueller Fokus

Gleich vorweg möchte ich anmerken, dass die Firmware des Objektivs seit dem Kauf nicht aktualisiert wurde. Ich habe es bisher noch nicht eingesehen oder für nötig gehalten, mir die Tamron TapIn Console zu besorgen. Es kann daher sein das die kleinen Probleme, die ich mit dem Objektiv habe, bereits gelöst worden sind. Doch dazu später mehr.

 

Über den Autofokus lässt sich sagen, dass er an meiner Canon 5D IV im OneShot AF schnell, leise und treffsicher funktioniert. Auch im Servo (Continious) AF leistet er noch gute Arbeit, reagiert aber teilweise etwas sprunghaft. Man sollte unbedingt darauf achten, den Fokus-Limiter zu verwenden. Dieser hat die Aufgabe der Kamera mitzuteilen, in welchem Bereich nach dem Motiv gesucht werden soll. Hierbei gibt es drei Einstellungsmöglichkeiten: 0,3m – 0,5m (Makro Bereich), 0,5m - ∞ (normal Bereich) und FULL. Von letzterer Einstellung sollte man absehen, da zumindest mit meiner Firmware- Version, die Kamera Probleme hat das Ziel zu finden.

 

Wenn dies der Fall ist, fokussiert das Objektiv auf unendlich und der Motor läuft noch kurze Zeit im Leerlauf weiter. Danach ist der Autofokus nicht mehr verfügbar und die Kamera muss aus- und wieder eingeschaltet werden. Das ist leider etwas nervig aber glücklicherweise passiert es nicht allzu oft.

 

Der Autofokus lässt sich durch entsprechenden Schalter deaktivieren. Dann ist der Manuelle Fokus dank des relativ großen, gummierten Fokusrings hervorragend bedienbar. Orientierung schafft hier die gut ablesbare Fokusskala auf der Oberseite. Der Fokusring ist leichtgängig aber nicht zu sehr, sodass man ihn versehentlich bewegen könnte. Für Fokusstacking sollte die manuelle Übersetzung meiner Meinung nach noch etwas weniger empfindlich reagieren, jedoch lässt sich im Allgemeinen gut damit arbeiten.

 

Bildstabilisator

Der Bildstabilisator des Tamron SP 90mm ist deutlich merkbar und gleicht Verwackler bei Nahaufnahmen aus der Hand recht gut aus. Dabei arbeitet er nicht ganz lautlos und man hört sehr deutlich, wenn er sich einschaltet. Für Videoaufnahmen könnte das ernsthaft stören. Leider leidet darunter auch der Akku der Kamera etwas, es wäre also eine gute Idee einen Ersatz mit sich zu führen.

 

Wer mit dem Stativ fotografiert, sollte den Bildstabilisator besser ausschalten, gerade wenn man Fokusstacking betreibt, da er immer versucht auch kleinste Bewegungen auszugleichen, wodurch der Bildausschnitt ständig verändert wird.

 

Bildqualität

Da ich als Hobbyist auf Testcharts und dergleichen verzichte, kann ich zur Bildqualität nur aus eigener Erfahrung sprechen. Anhand der Fotos, die ich im Laufe der Jahre geschossen habe, würde ich die Bildqualität als sehr gut einstufen.

 

Das Objektiv bildet sauber und scharf ab und ist etwas kontrastreicher als herkömmliche Objektive, was aber im Makrobereich normal ist. Aufgrund der Brennweite von 90mm erwarte ich auch keine Verzerrungen im Bild, welche mir auch nicht aufgefallen sind. Um Chromatische Aberrationen muss man sich hier auch keine Sorgen machen. Bei Situationen mit starkem Gegenlicht oder Streulicht kann es dazu kommen, dass der Kontrast etwas abfällt, man sollte also die Streulichtblende verwenden.

Fazit

Das Tamron SP 90mm f2.8 DI VC USD Macro ist zu einem treuen Begleiter in meiner Fotoausrüstung geworden und hat in mir die Freude an der Makrofotografie geweckt. Mittlerweile zeigen sich zwar ein paar Gebrauchsspuren, jedoch sind diese nur von optischer Natur. Trotz der kleinen Schwächen, die ich erwähnt habe, fotografiere ich wirklich gerne mit dem Objektiv und möchte es nicht mehr missen.

 
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