Unterwegs in Unterkochen
Im wohlverdienten Erholungsurlaub macht man sich ja als selbsternannter Hobbyfotograf so seine Gedanken, was man unternehmen, beziehungsweise was man fotografisch so alles umsetzen möchte. Da ich selbst nicht verreise, schränken sich die Möglichkeiten natürlich ein wenig ein, doch ein kleiner Erkundungsausflug ist immer eine willkommene Option.
Fujifilm X-T4 + Fujinon XF 18-55 f/2.8-f/4 R LM OIS
ISO 500, 18,2mm, f/4, 1/60 Sek.
Vor einigen Jahren, damals noch mit meinen Eltern unterwegs und ohne jegliches Interesse an der Fotografie, bewanderten wir einen kleinen Teil der schwäbischen Alb rund um die Stadt Unterkochen herum. Dort gab es einiges zu entdecken! Angefangen von einem alten Eisenbahnviadukt, welches in guter deutscher/schwäbischer Manier zu einem hervorragend ausgebauten Fahrradweg umgebaut worden war, einem zugemauerten Eisenbahntunnel, der zu einer offiziellen Fledermausunterkunft umfunktioniert wurde (zugegeben nicht besonders spannend), bis hin zum Kocherursprung, eine Ansammlung vieler kleiner Gebirgsquellen die am Ende einen kleinen Fluss namens Kocher (auch weiße Kocher genannt) bilden.
Klingt doch nach einem Interessanten Ausflugsziel, oder? Für mich auf jeden Fall, vor Allem da ich keine Weltreise deswegen antreten muss (ca. 45 Minuten mit dem Auto), davor scheue ich mich allein dann doch zu sehr. Also Rucksack gepackt und los geht’s! Naja, nicht ganz. Ich wollte natürlich vorher das passende Wetter abwarten, damit die Reise nicht ganz umsonst ist. Es sollte ein herbstliches, gerne auch nebliges Wetter sein, im Idealfall mit ordentlichem Regenfall am Vortag oder in der Nacht, sodass auch genug Wasser fließt, wenn ich dort ankomme. Nach genauer Beobachtung des örtlichen Wetterberichts, war es dann schließlich an einem Donnerstag soweit.
Nach einer trüben und teilweise nebligen Anfahrt machte ich mich sogleich auf den direkten Weg zum Kocherursprung, denn Ziel des Ausfluges war es in erster Linie ein paar Langzeitbelichtungen von den dortigen Wasserfällen (oder eher Wasserfällchen?) zu machen. Schon in der Vergangenheit hatte ich mich hin und wieder daran versucht, stimmige Langzeitbelichtungen nach dem Vorbild von bekannten Fotografen wie beispielsweise Benjamin Jaworskyj oder Stephan Wiesner zu erstellen, doch aufgrund der nicht besonders aufregenden örtlichen Begebenheiten waren die Fotos am Ende nie so richtig zufriedenstellend gelungen.
Fujifilm X-T4 + Fujinon XF 18-55 f/2.8-f/4 R LM OIS
ISO 2000, 18mm, f/8, 1/60 Sek.
Bereits auf den ersten Metern meiner Wanderung konnte ich Bekanntschaft mit der Kocher machen und überquerte diese mithilfe einer etwas wackeligen, kleinen Holzbrücke. Der Wasserstand sah bereits vielversprechend aus, das sollte sich aber noch ändern. Kurz nach der Durchquerung eines kleinen Industriegeländes – ich befürchtete schon ich hätte mich verlaufen – erwartete mich ein unscheinbarer Waldweg, der schon auf den ersten Metern meine Kreativität anzuregen schien. Tatsächlich kann ich mich recht schnell für solch scheinbar langweilige Waldpassagen begeistern. Die Atmosphäre die dort herrscht, angefangen von Interessant gewachsenen Bäumen, Strukturen im Geäst, bis hin zu dem simplen aber harmonischen Farbenspiel aus Grün- und Brauntönen, finde ich einfach faszinierend.
Links des Weges lassen sich nach kurzer Zeit bereits die ersten kleinen Quellen erblicken, während sich auf der rechten Seite einer von zwei Armen der Kocher seinen Weg durch den noch überwiegend in Grün gehüllten Wald bahnt. Ein paar Schritte weiter stehe ich dann vor einer Brücke, bei der man vor die Wahl gestellt wird, ob man Links oder Rechts der Kocher weitergehen möchte. Ich entschied mich zunächst für die rechte Seite, doch recht schnell fand ich mich die Seiten hin und her wechselnd wieder, um meine erste Langzeitbelichtung aufzunehmen. Eine beschauliche Ansammlung von Felsen und Ästen formten dort im Flussbett ein schönes Motiv, welches mein erstes Opfer werden sollte. Glücklicherweise war diese Stelle gut erreichbar und ich musste weder klettern, noch bekam ich nasse Füße dabei. Ich stellte also meinen Rucksack ab, packte das Stativ aus und begann nach einer guten Bildkomposition zu suchen. Dies ist mir dann auch recht schnell gelungen und ich begann sogleich die ersten Aufnahmen auf die Speicherkarte zu bannen. Mit dem ersten Ergebnis zufrieden, experimentierte ich noch ein wenig mit anderen Blickwinkeln.
Fujifilm X-T4 + Fujinon 10-24 f/4 R OIS
ISO 400, 15,9mm, f/11, 40 Sek.
Wenn du erfahren möchtest, wie du selbst eine solche Aufnahme erstellen kannst, schau dir diesen Beitrag an(Beitrag noch nicht erschienen).
Mit einigen Aufnahmen mehr im Gepäck, setzte ich meine Wanderung zufrieden fort und folgte weiter Bergaufwärts dem Wanderweg. Immer wieder stößt man hierbei auf kleinere, aber auch größere Quellen, welche den Weg kreuzten und die Kocher mit Wasser speisten. Je weiter ich jedoch Bergaufwärts lief, desto weniger Wasser kam mir entgegen. Dem Flussbett nach könnte man vermuten, dass hier zeitweise größere Mengen an Wasser fließen könnten, aber diese Zeiten waren nicht meine Zeiten. Als dann schließlich nach einigen Metern wirklich überhaupt kein Wasser mehr zu sehen war, entschied ich mich wieder umzukehren. Die Aufnahmen, weswegen ich hergekommen bin, konnte ich ja bereits mitnehmen.
Fujifilm X-T4 + Fujinon XF 18-55 f/2.8-f/4 R LM OIS
ISO 400, 18mm, f/8, 1/125 Sek.
Auf dem Rückweg beschloss ich noch einen kurzen Abstecher zum ehemaligen Härtsfeldbahn-Viadukt zu machen, das, wie bereits in der Einleitung erwähnt, zu einem gut passierbaren Radweg umfunktioniert wurde. Der Weg dorthin führte mich zufälligerweise an einem alten Haus vorbei, das ich normalerweise links liegen lassen würde, da ich für gewöhnlich leider kein besonders gutes Auge für solche Motive habe, doch dieses Mal entschied ich mich spontan im Vorbeigehen dazu, ein schnelles Foto davon zu machen. Und eigentlich bin ich überraschenderweise ganz zufrieden damit.
Den Rest der Strecke musste ich dann auf einer schmalen Straße durch die Ortschaft laufen, wieder durch ein Industriegelände. Ein Arbeiter hatte schon einige skeptische Blicke auf mich geworfen, vielleicht hätte ich mir doch die Mühe machen sollen und die Kamera wieder im Rucksack zu verstauen. Allerdings konnte ich ja wohl kaum der Einzige sein, der das Gelände durchquert, da ja auch die Straße ganz offensichtlich hindurchläuft. Es waren auch weder Zaun noch Beschilderung zu sehen, die ein Fehlverhalten meinerseits vermuten ließen. Also habe ich wohl nichts falsch gemacht, wie ein skrupelloser Industriespion habe ich mich dennoch gefühlt.
Nach einem steilen Aufstieg bin ich dann schließlich etwas außer Atem – ich bin definitiv nicht in Bestform – am Viadukt angekommen. Leider eignete sich die Ansicht, die man von hier bekam, nicht wirklich für ein gutes Foto. Das Viadukt liegt ziemlich versteckt hinter einigen Baumen und Büschen, sodass man so kaum einen guten Eindruck des Bauwerks erlangt. Ich überlegte mir schon ob ich nicht wieder umkehren sollte, aber nach einer kurzen Verschnaufpause überredete ich mich doch einen weiteren Aufstieg zu wagen und mir das Viadukt von oben anzusehen.
Wieder völlig außer Atem, bot sich von dort oben doch ein ganz anderer Anblick, der die wahre Größe des Bauwerks enthüllte. Nun gibt es freilich beeindruckendere und größere Bauwerke auf dieser Welt, doch etwas Besseres haben wir in unserer Gegend eben nicht. Nachdem ich dann ein paar Aufnahmen gemacht habe, befasste ich mich gedanklich nun wieder mit dem Abstieg, vor allem da meine Kreativität doch spürbar nachließ.
Fujifilm X-T4 + Fujinon XF 10-24 f/4 R OIS
ISO 1000, 12,6mm, f/9, 1/125 Sek.
Mit allen Aufnahmen im Gepäck, machte ich mich nun wieder auf den Rückweg zum Parkplatz, vermied dabei sämtliche Industriegelände und erreichte zufrieden, aber auch etwas erschöpft mein Auto. Nach einer entspannten Heimfahrt sicherte ich sogleich die Bilder auf den PC und begann in gewohnter Manier bei einer gemütlichen Tasse Kaffee und guter Musik die Bilder zu bearbeiten. Insgesamt war es also ein schöner und spannender Ausflug, bei dem am Ende einige schöne Fotos entstanden sind.